Retro-test : Voodoo 5 6000
By Steven M. - 23/05/2005
Verzeichnis:

 

Die Geschichte von 3dfx : 1994-1998

 

1994

Gegen Ende des Jahres 1994 legten vier Leute den Grundstein zu einer Firma, die die Welt der Computergrafik für immer verändern sollte. Gordon Campell als Initiator, Gary Tarolli als Chefentwickler, Scott Sellers als Chefingenieur und Ross Smith als Marketingleiter gründeten die Firma 3Dfx Incorporates.

G. Campbell

G. Tarolli

S. Sellers

 

1995

Am 27.März des darauf folgenden Jahres wurde 3Dfx Interactive mit einem Startkapital von 5.5 Millionen USD ins Leben gerufen. Bei ihrer Gründung war 3Dfx Interactive darauf ausgelegt, Grafik und Schnittstellensysteme für Arcade-Spielautomaten zu entwickeln, da sie zu dieser Zeit dem kommerziellen Computer als Spieleplattformen noch deutlich überlegen waren. Trotzdem legte man schon bei ersten Produkten Wert auf PC-kompatible Schnittstellen wie den PCI Bus und baute auch Schnittstellenmodule um Konsoleneingabegeräte an Computerschnittstellen anzubinden.

Eines der ersten bekannten Module ist das JAMMA Game-Control-Interface GCI, dieses übersetzt Signale der Steuerknüppel und Tasten einer Spielhallenkonsole durch einen Microcontroller von Intel (Typ 80C51) in ein RS232 kompatibles Signal für einen PC.


Action 3DFX


JAMMA GCI

 

Wie sich im späteren Verlauf der Geschichte von 3Dfx zeigen wird, ist es genau dieses Segment an Computerhardware welche in gewisserweise noch heute durch eine andere Firma die Grundidee von 3Dfx weiterführt…das Erschaffen von virtuellen Welten am Computer zur Unterhaltung der Menschen, die ihn bedienen.

Wie schon zuvor gesagt, sind Mitte der 90er Jahre die Spielhallenkonsolen den Computern in Sachen virtuelle Welten noch weit überlegen. Zwar gab es Grafikkarten welche eine gewisse Eigenintelligenz besitzen, jedoch sind diese nach wie vor nicht in der Lage dreidimensionale Objekte zu berechnen oder ohne Hilfe des Hauptprozessors im Computer darzustellen.

Einige Firmen wie S3 mit dem Virge Chip oder NEC mit dem PowerVR hatten bereits versucht solche „3D-Chips“ zu entwickeln, bisher waren diese Experimente jedoch nicht besonders von Erfolg geprägt. Hier sah 3Dfx die Chance und stellte bereits am 6.November 1995 an der COMDEX erstmals einen reinrassigen „3D-Beschleuniger“ sowohl für den Computer als auch für Arcadesysteme vor: Den Voodoo Graphics Accelerator und somit den Beginn der 3D-Computerspielära.

3Dfx lieferte jedoch nur das Grafikchipset bestehend aus einer Textur- und einer Pixeleinheit an Dritthersteller, sowie ein empfohlenes Referenzlayout. Die Karten wurden dann durch Dritte gebaut und auch vertrieben. Besonders zu dieser Zeit war, dass diese Karten nicht in der Lage waren ein normales Computerbild darzustellen und nur für kompatible Spiele geeignet waren, somit waren die Karten reine Zusatzprodukte zu bestehenden Computersystemen.

Noch am selben Tag der COMDEX wurden die ersten Voodoo Graphics Karten für Computer durch die Firma Orchid angekündigt und kurz darauf zusammen mit einer Masse an Karten von anderen Herstellern an den Markt ausgeliefert. Die Spieleindustrie zeigte sich von der neuen Technologie hocherfreut und kündigte eine Masse an 3Dfx unterstützenden Produkten an.

Noch im selben Jahr am 27. November schloss 3Dfx mit Alliance Semiconductor einen Vertrag für die Zusammenarbeit an technischen Neuentwicklungen. Auswirkungen hatte dies auch auf spätere Produkte von 3Dfx wie sich bei den kommenden Voodoo Rush Karten zeigen wird.

 

 

1996

Am 4. März 1996 nicht einmal ein Jahr nach der Gründung, erhält 3Dfx weiteren Kapitalzufluss von 11,6 Millionen USD. Noch im selben Monat wurde die Zusammenarbeit mit Micronics Computers besiegelt, diese sollte in Verbindung mit der bereits bekannten Firma Orchid eine Plattform für Spielhallenkonsolen basierend auf dem Voodoo Graphics System entwickeln. Schon am 16. Mai konnte dann der erste auf diesem System basiernde Spielhallenautomat ausgeliefert werden.

Fast zeitgleich als die ersten Voodoo Graphics Karten anfangs August 1996 auf den Markt kamen, kündigte 3Dfx bereits eine Art Nachfolger an: Den Voodoo Rush, hierbei sollte die interne 2D Schnittstelle des Voodoo Graphics genutzt werden um zusammen mit einem bekannten 2D Chip (vorwiegend kamen dabei Alliance Semiconductor Chips zur Verwendung) eine vollwertige Grafikkarte in einem Produkt bieten zu können. Auf den Tag genau genannt, erschien am 5.August die erste Voodoo Graphics (Voodoo 1) Grafikkarten in den Händlerregalen: Die Diamond Monster 3D.


Borne Arcade Voodoo

Diamond Monster 3D

Bereits erste Test machten das Potenzial der 3Dfx Technik klar: Ein Pentium 200 MMX brachte damals in Quake 1 mit einer Auflösung von 320x200 mit 41 Bildern pro Sekunde nicht das, was für die Zukunft der dreidimensionalen Spiele benötigt wurde. Setze man auf die neue 3Dfx Technologie waren es bereits 70 Bildern pro Sekunde. In höheren Auflösungen betrug die Mehrleistung z.T. beeindruckende 300% !

Zusammen mit dem Voodoo 1 lieferte 3Dfx auch eine eigene Softwareschnittstelle zu Ihren Karten mit: GLIDE. Somit waren Spieleentwickler problemlos in der Lage das Potenzial dieser Karten voll auszuschöpfen. Einige Spieleentwickler lieferten zu bestehenden Spielen neue Updates für Voodookarten mit. Ende August erschienen dann wohl der bekannteste Titel für die Voodoo Graphics überhaupt: Tomb Raider 1 mit der Spielfigur Lara Croft. Schon bald erschienen legendäre Titel wie POD, Mechwarrior 2 und viele weitere, welche sich die Technik von 3Dfx zu Nutzen machten, der Durchbruch war gelungen !

Am 18. November 1996 zeigte 3Dfx dann erneut an der COMDEX ihre neueste Kreation in Zusammenarbeit mit Hercules: Die erste Voodoo Rush Karte mit eigenem 2D-Kern, damals noch als Karte mit "Sandwich-Design"

Gegen Ende des Jahres, am 9. Dezember erhielt 3Dfx erneut eine Kapitalspritze in Höhe von 11,6 Millionen USD und schien für die kommenden Jahre bestens gerüstet zu sein.

 

1997

Zu Beginn des Jahres 1997 erlebte 3Dfx einen wahren Höhenflug: Sega verpflichtete die Chipschmiede für die neue Dreamcast Konsole, zudem erschien die offizielle 3Dfx- Erweiterung für das höchstpopuläre Spiel Quake in Form von GLQuake.

Am 31.März 1997 wurde Quantum 3D als eigenständige Firma gegründet, bereits am 8.April wurde ein enges Band zwischen 3Dfx und Quantum gespannt, als Q3D die Produktgruppe Obsidian übernahm, um diese basierend auf den Produkten von 3Dfx für den Konsolen- und Simulationsmarkt weiterzuentwickeln und anzupassen.

Im April erschien darauf die erste Hercules Rush Karte noch im „Sandwich-Design“ auf dem Markt, wurde im Juni jedoch durch eine Überarbeitete Version mit nur einer Platine erfolgreich abgelöst. Zeitgleich brachten weitere Firmen wie Jazz Multimedia und Intergraph eigene Rush Karten basierend auf dem Referenzdesign auf den Markt.

Die Rush erfreute sich jedoch trotz speziellen Versionen von Hercules mit TV-Out und schnellerer Taktrate nicht so grosser Beliebtheit wie die Voodoo 1 Karten und war so eher zu einem Randprodukt von 3Dfx verkommen.

Nicht desto Trotz blieb die Zeit nicht stehen und im November kündigte 3Dfx den Nachfolger des Voodoo 1 an: Das Voodoo 2 Chipset. Zeitgleich mit der Ankündigung des Voodoo 2 Chipsets, gab Partner Q3D erste Voodoo 2 Produkte bekannt. Ein weiterer Höhenflug kündigte sich durch das Interesse von Creative Labs an Voodoo 2 Produkten ab, schliesslich war Creative damals der grösste Hersteller von Multimedia Produkten für den Computersektor.

 

1998

Am 20. Januar 1998 kündigte Creative als neuer Partner von 3Dfx erste Voodoo 2 Karten an und brachte diese kurz vor den Produkten von Diamond mit der Monster 3D 2 auf den Markt. Am 31.März eröffnete Q3D seinen Online Shop und bot im April erste Voodoo 2 Produkte in grossen Mengen unter dem Namen Obsidian 2 an.

Zuvor hatte Quantum als Übergang zur Voodoo 2 Technik als einziger Anbieter Karten entwickelt, welche mehrere Voodoo 1 Karten zu einer Art Verbund kombinierten (Quantum SB100-44x0). 3Dfx nannte diese Technologie SLI (Scan Line Interleave) dieser Begriff sollte ab der Voodoo 2 ein weiteres Mal den Spielesektor nachwirkend beeinflussen…


Voodoo 1 SLi


Voodoo 2 SLi

 

Die Voodoo 2 Karten schlugen in der Computerspielszene ein wie Bomben: Noch nie zuvor war es möglich gewesen so schnell, so brillante 3D Welten zu erschaffen, auch wenn 3Dfx nur den Voodoo 1 kräftig aufgebohrt hatte.

Mit einem so genannten SLI Verbund aus zwei Karten war es erstmals möglich in Auflösungen von 1024 auf 768 Bildpunkten zu spielen, die Abwärtskompatibilität zum Voodoo 1 und das weiterführen aller bekannten Standards stiessen bei den Entwicklern auf grosse Sympathie. Mit neuen Technologien wie dem Bump-Mapping liess man den Spielern regelrecht das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Der Juni 1998 wurde zu einem absoluten Höhepunkt in der Firmengeschichte von 3Dfx. Erstmals wurde ein kombinierter Chip aus 2D und 3D-Kern von 3Dfx angekündigt, der Banshee. Obwohl dieser danach fast zum unbeliebtesten Produkt von 3Dfx wurde war man im Vorfeld aufgrund des aktuellen Erfolges sehr optimistisch.

Zur gleichen Zeit erschienen immer mehr Voodoo 2 basierende karten unter anderem von Canopus (Pure 3D) und Guillemot (Maxi Gamer) auf dem Markt und leiteten eine neue Ära des Computerspielens ein: Die 3D-Grafikkarte wurde zum Standart für den Spiele PC.

Am 22. September 1998 kam es zur ersten direkten Konfrontation mit dem nächsten Konkurrenten nVidia: 3Dfx reichte Klage ein wegen Patentrechtsverletzung in Verbindung mit der Multi-Texturing Technologie. Aufgrund von Gegenklagen sollte sich dieser Rechtsstreit bis zum Fall von 3Dfx weiterziehen.

Im Oktober erschienen dann die ersten Banshee Karten auf dem Markt, diese sollten unter anderem den OEM Markt der PC-Hersteller beleben, dazu kam es jedoch leider nie. Die Banshee wurde nie zu einem geliebten Produkt, da man sie in Sachen Leistung gegenüber der Voodoo 2 beschnitten hatte.


Voodoo Banshee

Auch hatte Konkurrent nVidia das 32-Bit Zeitalter mit einem grossen Hype eingeläutet, da die 3Dfx Karten nur 16-Bit beherrschten wurde man sich der Konkurrenz erstmals richtig bewusst: Mitte November wurde die nächste Generation der 3Dfx Chips angekündigt, gleichzeitig sollte auch der Auftritt und die internen Strukturen der Firma frischen Wind zu spüren bekommen: Ein neues Firmenemblem und der Voodoo 3 Chip Avenger wurden angekündigt.

Am 14. Dezember des Jahres 1998 kaufte 3Dfx den Grafikkartenassemblierer STB Systems in Mexiko auf um vortan nicht nur die Chipsets sondern auch die fertigen Karten selber unter eigenem Namen zu verkaufen. Erst fünf Monate später sollte die erste Karte den Markt erreichen.

Das Jahr 1998 war das erfolgreichste 3Dfx in der kurzen Firmengeschichte: Mit dem Voodoo 2 Chipset waren sowohl Spieler wie auch Spieleentwickler sehr zufrieden und auf dieser Technologie basierende Produkte führten in jedem Monat die Verkäuferlisten an. Der Banshee Chipsatz konnte an diesen Erfolg nicht direkt anknüpfen, doch waren dadurch OEM Partnerschaften mit Compaq, Packard Bell, Gateway und anderen entstanden.

 

Weiter ( Die Geschichte von 3dfx : 1999-2000 )

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